Michael Brenner, Professor für Jüdische Geschichte und Kultur an der Ludwig-Maximilians-Universität München, hält am Donnerstag, 27. Juni, um 19 Uhr in der Monacensia im Hildebrandhaus (Maria-Theresia-Straße 23) den Vortrag „Unsere Hände sind rein von den Greueln des Chaos – Die Münchner Juden in Revolution und Räterepublik 1918/19“. Ellen Presser, Leiterin des Kulturzentrums der Israelitischen Kultusgemeinde München, spricht ein Grußwort.
Viele der führenden Revolutionäre in München 1918/19 waren jüdischer Herkunft. Wie reagierten die Münchner Juden darauf? Während manche von ihnen durchaus stolz darauf waren, dass der erste Ministerpräsident des Freistaats, Kurt Eisner, Jude war, distanzierten sich die meisten von den jüdischen Revolutionären. Sie ahnten, dass sie am Ende für die Schattenseiten der Revolution und der beiden Räterepubliken verantwortlich gemacht werden würden.
So schrieb der Münchner Kommerzienrat Sigmund Fränkel im April 1919 einen offenen Brief „an die Herren Erich Mühsam, Dr. Wadler, Dr. Otto Neurath, Ernst Toller und Gustav Landauer“: Daher „ruft das bodenständige bayerische Judentum durch mich heute Bayerns Bevölkerung zu: Unsere Hände sind rein von den Greueln des Chaos und von dem Jammer und Leid, das Ihre Politik über Bayerns zukünftige Entwicklung heraufbeschwören muß. Sie allein, und nur Sie tragen hierfür die volle Verantwortung.“ Jüdische Aktivisten waren unter den sozialdemokratischen Gegnern der Räterevolution ebenso wie unter Freikorpsmitgliedern vertreten. Gleichzeitig begann mit dem Ende der Räterepublik der Aufstieg Münchens zur Hauptstadt des Antisemitismus in Deutschland.
Veranstalter ist die Monacensia im Hildebrandhaus in Kooperation mit dem Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Der Eintritt ist frei. Einlass ab 18.30 Uhr. Eine Anmeldung unter monacensia.programm@muenchen.de ist erforderlich.
Es handelt sich um eine Veranstaltung im Begleitprogramm zur Ausstellung „Dichtung ist Revolution. Kurt Eisner, Gustav Landauer, Erich Mühsam, Ernst Toller“, die noch bis Sonntag, 30. Juni, in der Monacensia, zu sehen ist.