Ein Name war gefunden, die Taufpaten waren da – allerdings das „Kind“ fehlte. Es steckt im übertragenen Sinn quasi noch im Geburtskanal. Die Namensfeier für das neue Kulturzentrum in Freiham wurde in den Räumen des Ubo9 gefeiert, denn das „Grete“, wie das neue Kulturzentrum in Freiham heißen wird, ist noch nicht fertig. Wegen der Baumängel läuft derzeit ein Beweissicherungsverfahren, deswegen ist unklar, wann es endlich soweit sein wird. Immerhin: „Die Innenräume sollen Mitte dieses Jahres fertig gestellt werden“, zeigte sich Kulturreferent Anton Biebl hoffnungsvoll.
Die Mängel im Rohbau sind nicht ohne. „Als ich die letzten Fotos gesehen habe, bin ich erschrocken“, gab der Kulturreferent zu. An diesem Abend waren solche Ärgernisse kein Thema. Im Ubo9 wurden die Gewinner des Namenswettbewerbs für das neue Kulturzentrum ausgezeichnet. Träger der Einrichtung wird „Quarter M“ sein. Kerstin Jost wird die Leitung in Freiham übernehmen,Unablässig flimmerten Spruchbänder über die in leuchtendes Blau angestrahlten Wände. Sie zeigten die etwa 500 Vorschläge für das neue Kulturhaus. „Fram“ las man oder „Kulti Haus“, „Kunsthaferl“, „Frei-Kultur“, „FreiGut“, „KultHam’mer“, „Freiha4Culture“, „Westside“, „Libertas“, „FreiKult“, „Come together“, „Kultham“ oder „Freikult 22“. Die Jury hatte sich für „Grete“ entschieden. Als Referenz zur Adresse „Grete-Weil-Straße 33“. Jurymitglied und Bezirksausschussvorsitzender Sebastian Kriesel: „Grete Weil ist eine wichtige Persönlichkeit, aber die wenigsten kennen sie“, erklärte er. Er hofft, dass durch die Namensnennung mehr über die 1906 geborene Autorin, Übersetzerin und Fotografin bekannt wird. Die Jüdin und Widerstandskämpferin musste 1933 aus Deutschland fliegen, kehrte nach dem Krieg in ihre Heimatstadt zurück, wo sie 1999 starb. Bei seiner Ansprache zitierte Anton Biebl Grete Weil mit ihren Worten, die heute so aktuell sind wie damals: „Es gab nur noch die eine Aufgabe, gegen das Vergessen anzuschreiben. Vergessen tötet die Toten noch einmal. Vergessen durfte nicht sein. Und so schrieb ich weiter“.
Nachdem drei Personen den Namen „Grete“ vorgeschlagen hatten, überreichte Kulturreferent Anton Biebl die mit 750 Euro gefüllten Gewinnerkuverts an Christoph Polte, Herrmann Müller (er war in Vertretung für seine Frau Ernestine gekommen) und Julia Irländer (für Stefanie Fritsch). Der neue Name hat noch einen Zusatz bekommen: „Kultur Zentrum Freiham“. „Damit gibt es eine Identifikation mit Freiham“, sagte Kriesel. Auch für diesen Vorschlag gab es Preisgeld.
Das „Grete – Kulturzentrum Freiham“ sei eines von etwa 500 Kultureinrichtungen in München, „davon sind 33 bei der Stadt“, so Biebl. Diese Zentren seien wichtig für eine kulturelle Teilhabe in der Stadt. Sie seien „Spielwiese, Katalysator, Vorreiter“, lobte er.