Veröffentlicht am 24.04.2009 10:35

Angst vor „zweitem Beck-Haus“


Von SB
Die Laimer Einzelhändler setzen sich in Zusammenarbeit mit dem Werbe-Spiegel-Verlag für den Erhalt von Hertie in Laim ein und haben an Investor Martin Bucher (re.) über 1500 Überschriften übergeben (v.l.): Erika Scherzer (Betriebsratsvorsitzende Hertie), Günter Dechant (Hertie-Geschäftsleiter), Christina Radinger (Mitglied Gesamt-Betriebsrat Hertie), Susanne Höhn (Modehaus Schreiner), Renate Schreiner (Andrea Christin Mode), Roswitha Ebner (Lederecke), Paul Schmidmaier (Paul Schmidmaier Immobilien), Brunhilde Fischer (Raumausstattung), Christian Particus (Brillen Müller), Sabine Barth (Radio Stöckle) und Sigrid Pohl (Schuhhaus Raab). (Foto: sb)
Die Laimer Einzelhändler setzen sich in Zusammenarbeit mit dem Werbe-Spiegel-Verlag für den Erhalt von Hertie in Laim ein und haben an Investor Martin Bucher (re.) über 1500 Überschriften übergeben (v.l.): Erika Scherzer (Betriebsratsvorsitzende Hertie), Günter Dechant (Hertie-Geschäftsleiter), Christina Radinger (Mitglied Gesamt-Betriebsrat Hertie), Susanne Höhn (Modehaus Schreiner), Renate Schreiner (Andrea Christin Mode), Roswitha Ebner (Lederecke), Paul Schmidmaier (Paul Schmidmaier Immobilien), Brunhilde Fischer (Raumausstattung), Christian Particus (Brillen Müller), Sabine Barth (Radio Stöckle) und Sigrid Pohl (Schuhhaus Raab). (Foto: sb)
Die Laimer Einzelhändler setzen sich in Zusammenarbeit mit dem Werbe-Spiegel-Verlag für den Erhalt von Hertie in Laim ein und haben an Investor Martin Bucher (re.) über 1500 Überschriften übergeben (v.l.): Erika Scherzer (Betriebsratsvorsitzende Hertie), Günter Dechant (Hertie-Geschäftsleiter), Christina Radinger (Mitglied Gesamt-Betriebsrat Hertie), Susanne Höhn (Modehaus Schreiner), Renate Schreiner (Andrea Christin Mode), Roswitha Ebner (Lederecke), Paul Schmidmaier (Paul Schmidmaier Immobilien), Brunhilde Fischer (Raumausstattung), Christian Particus (Brillen Müller), Sabine Barth (Radio Stöckle) und Sigrid Pohl (Schuhhaus Raab). (Foto: sb)
Die Laimer Einzelhändler setzen sich in Zusammenarbeit mit dem Werbe-Spiegel-Verlag für den Erhalt von Hertie in Laim ein und haben an Investor Martin Bucher (re.) über 1500 Überschriften übergeben (v.l.): Erika Scherzer (Betriebsratsvorsitzende Hertie), Günter Dechant (Hertie-Geschäftsleiter), Christina Radinger (Mitglied Gesamt-Betriebsrat Hertie), Susanne Höhn (Modehaus Schreiner), Renate Schreiner (Andrea Christin Mode), Roswitha Ebner (Lederecke), Paul Schmidmaier (Paul Schmidmaier Immobilien), Brunhilde Fischer (Raumausstattung), Christian Particus (Brillen Müller), Sabine Barth (Radio Stöckle) und Sigrid Pohl (Schuhhaus Raab). (Foto: sb)
Die Laimer Einzelhändler setzen sich in Zusammenarbeit mit dem Werbe-Spiegel-Verlag für den Erhalt von Hertie in Laim ein und haben an Investor Martin Bucher (re.) über 1500 Überschriften übergeben (v.l.): Erika Scherzer (Betriebsratsvorsitzende Hertie), Günter Dechant (Hertie-Geschäftsleiter), Christina Radinger (Mitglied Gesamt-Betriebsrat Hertie), Susanne Höhn (Modehaus Schreiner), Renate Schreiner (Andrea Christin Mode), Roswitha Ebner (Lederecke), Paul Schmidmaier (Paul Schmidmaier Immobilien), Brunhilde Fischer (Raumausstattung), Christian Particus (Brillen Müller), Sabine Barth (Radio Stöckle) und Sigrid Pohl (Schuhhaus Raab). (Foto: sb)

„Rettet unser Warenhaus – Ja zum Erhalt von Hertie-Laim“ lautete der Titel der Unterschriften-Aktion, die die aktive Laimer Geschäftswelt zusammen mit dem Werbe-Spiegel-Verlag Anfang Februar ins Leben gerufen hatte. Jetzt konnten die Laimer Geschäftsleute und Hertie-Geschäftsleiter Günter Dechant über 1500 Unterschriften an den neuen Investor der Immobilie in der Fürstenrieder Straße 65, Martin Bucher von „Bucher Properties“, übergeben. Denn in einem sind sich die Geschäftsleute einig: Die qualitativ hochwertige Konkurrenz von Hertie belebt das Geschäft. Die Angst geht um, dass das Geschäftsleben in der Fürstenrieder Straße mit der Hertie-Schließung völlig zum Erliegen kommt. „Die Unterschriftenaktion hat gezeigt, dass das Thema in der Bevölkerung sehr bewusst wahrgenommen wird“, sagt Dechant. „Wir haben wahnsinnig viel Zuspruch bekommen. In diesem Zusammenhang möchten wir uns ganz herzlich bei allen Kunden bedanken, die sich für uns eingesetzt haben.“

Noch immer ist nicht geklärt, wie es mit dem „Nachbarschafts-Warenhaus“ weitergehen soll. Genaue Informationen von Seiten des Insolvenzverwalters liegen weder dem Geschäftsleiter der Hertie-Filialen in Laim und Fürstenried, Günter Dechant, noch Immobilieneigentümer Martin Bucher vor. „Im Moment wissen wir nur, dass wir nichts wissen“, so Dechant. Die ganze Situation sei vor allem für die Mitarbeiter deprimierend und nervlich kaum auszuhalten. „Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass alle drei Münchner Hertie-Filialen schwarze Zahlen schreiben. Aber die Tragik besteht darin, dass wir ein Filialbetrieb sind und insofern mit untergehen müssten“, betont der Hertie-Geschäftsleiter.

„Entscheidung in den kommenden Wochen”

„Wir sind im Moment dabei eine Fortführungslösung für Hertie zu erarbeiten und stehen mit allen daran beteiligten Parteien in Verhandlungen“, erklärt Wolfgang Weber-Thedy, Sprecher der Hertie GmbH. Um die Verhandlungen nicht zu behindern werde man keine öffentliche Stellungnahme zum konkreten Stand der Dinge abgeben. „Eine Entscheidung wird in den kommenden Wochen, also in absehbarer Zeit, fallen.“ Auch Insolvenzverwalter Biner Bähr äußert sich auf Anfrage des SamstagsBlattes nicht zum Verfahrensstand, „um die laufenden Gespräche mit den Vermietern und Interessenten nicht zu stören.“

„Keinen Kontakt zum Insolvenzverwalter”

Nach Angaben von Investor Martin Bucher stehe man mit den Planungen noch ganz am Anfang. „Im Dezember 2008 haben wird den Kaufvertrag für die Häuser in Laim und Giesing unterschrieben. Von unserer Seite sind alle Voraussetzungen erfüllt“, erklärt er. „Bucher Properties“ übernimmt das Management und die Betriebsführung der Immobilie. „Wir sind natürlich auf eine gute Zusammenarbeit mit dem Verkäufer (die britische Dawnay Day Group, Anm. d. Red.) angewiesen. Da fehlen aber noch einige Unterlagen“, so der Investor. „Wir haben aber definitiv keinen Kontakt zum Insolvenzverwalter. Deshalb kann ich auch über den weiteren Verbleib von Hertie in der Fürstenrieder Straße nichts sagen.“

Einen Tag X, an dem die Fakten bezüglich der Hertie-Zukunft auf dem Tisch liegen müssen, gibt es nicht. Bucher: „Wir haben uns im Kaufvertrag darauf geeinigt, nicht aktiv in das Insolvenzverfahren einzugreifen. Das hatte sich die Dawnay Day Group erbeten und daran halten wir uns.“ Aber Ende des Jahres, so Martin Bucher, müsse Gewissheit herrschen. „Die Situation ist auch für uns problematisch, da wir auch nicht wissen, wie es weitergehen wird.“ Schließlich gehe es um die Zukunft von Gesamt-Hertie und nicht um einzelne Häuser. „Da kann ich als Investor auch nichts beeinflussen oder entscheiden.“ Trotzdem müsse man auch berücksichtigen, dass sich der Insolvenzverwalter in einer schwierigen Situation befindet, meint Bucher. „Die Mietverträge der Häuser sind aufgelöst, Hertie ist angeschlagen. Wie will man unter diesen Umständen einen geeigneten Investor finden, der das alles übernimmt?“

Doch was passiert, wenn Hertie seine Filiale in der Fürstenrieder Straße tatsächlich schließt? Die Angst vor einem „zweiten Beck-Haus“ ist nicht nur bei den Laimer Einzelhändlern groß. „Das wäre für die Fürstenrieder Straße tödlich“, betont Hertie-Geschäftsleiter Dechant. Natürlich beschäftige man sich mit diesem Problem, versucht Martin Bucher zu beruhigen. Die Überlegungen, wie man mit einer Immobilien umgehe, die für einen Zeitraum leer steht, laufen, erklärt der Hauseigentümer und verspricht: „Es wird in der Fürstenrieder Straße kein zweites Beck-Haus geben.“ Man habe schon bei der Stadt angefragt, um auch die behördlichen Dinge auf den Weg zu bringen. „Wir wollen auch dort mit den zuständigen Stellen frühzeitig Gespräche führen“, so Bucher weiter. Sollte Hertie tatsächlich schließen, dann könne ein kurzfristiger Leerstand der Immobilie aber nicht ausgeschlossen werden.

„Ich kämpfe für dieses Kaufhaus“

Die Laimer Geschäftsleute betonen, dass vor allem die Nahversorgung der Laimer Bevölkerung wichtig sei, gerade auch für die älteren Menschen. Die Leute beschäftige kein anderes Thema als die Zukunft von Hertie. „Der Erhalt von Hertie in der Fürstenrieder Straße ist extrem wichtig für Laim“, betont auch Christina Radinger, Mitglied im Gesamt-Betriebsrat von Hertie. „Das höre ich aus den täglichen Gesprächen, die ich mit Kunden über die Zukunft von Hertie führe.“ Sie gibt sich noch nicht geschlagen: „Ich kämpfe für dieses Kaufhaus!“

Auch „Bucher Properties“ beschäftigt sich mit der Frage, „was wir mit dem Gebäude anfangen können und wie das Ganze zukünftig strukturiert werden soll – mit oder ohne Hertie“, erklärt Martin Bucher. „Momentan bin ich aber froh, dass es Hertie noch gibt und dass das Haus genutzt wird. Das ist bedeutend für den Standort Laim und den hier ansässigen Einzelhandel.“ Sollte das Kaufhaus tatsächlich geschlossen werden, sei es wichtig, wieder ein Haus mit Vollsortiment zu installieren, fordert Hertie-Geschäftsleiter Dechant.

Bucher ist sich bewusst, dass die Situation auch für die Beschäftigten von Hertie schwer ist. „Ich kann versichern, dass der Einzelhandelsstandort definitiv erhalten bleibt“, betont er. „Wir sehen sogar die Chance, weitere Arbeitsplätze zu schaffen. Für mich ist es wichtig, den Hertie-Mitarbeitern die Botschaft zu übermitteln, nicht den Kopf in den Sand zu stecken.“ Natürlich könne es eine Durststrecke von einem Jahr geben, sollte Hertie schließen. „Aber wir bieten den Beschäftigten für die Zukunft definitiv unsere Unterstützung an“, erklärt Martin Bucher. „Unser Partner, die Development Partners, sind sehr umsichtig und wissen nach über 25 Jahren, die sie mittlerweile im Geschäft sind, was sie tun.“ Das Düsseldorfer Unternehmen ist Spezialist für Kauf- und Geschäftshäuser in Spitzenlagen. „Dort macht man sich immer nachhaltig Gedanken darüber, wie man mit einem Standort am Besten umgeht. Auch unter der Prämisse, dass der örtlichen Einzelhandel davon profitiert“, so der Investor.

„Standort attraktiv halten“

Für die Zukunft will Bucher nach eigenen Angaben versuchen, eine gewisse Verträglichkeit im Viertel zu schaffen. „Es gibt zwar nicht mehr so viele Kaufhausbetreiber, aber aufgrund meiner Erfahrung kann ich sagen, dass man Standorte auch anderweitig attraktiv halten kann. Ohne Kaufhaus, aber mit vergleichbarem Handel. Dass kann auch zusammen mit dem örtlichen Einzelhandel funktionieren.“ Man müsse die richtige Zusammensetzung finden und diese auf den lokalen Bedarf abstimmen. „Dann kann man auch neue Strukturen auf den Markt bringen. Das Gleiche versuchen wir zum Beispiel gerade am Rotkreuzplatz zu erfüllen.“

„Es ist sehr wichtig, dass wir das Gespräch mit dem Investor suchen können“, erklärt Hertie-Geschäftsleiter Dechant. „Die ersten Kontakte sind jetzt geknüpft. Darauf muss aufgebaut werden.“ Nur gemeinsam, da sind sich alle einig, kann man das Stadtviertel voran bringen. „Wir sitzen doch alle im selben Boot und haben identische Interessen“, so Martin Bucher. „Wir als Unternehmen haben den Anspruch, eine hohe Nachhaltigkeit zu erzielen. Das bekommen wir nur hin, wenn wir den ansässigen Einzelhandel und den Bezirksausschuss mit an Bord holen. Das ist mir sehr wichtig. Aus all diesen Gesprächen wollen wir dann den bestmöglichen Nutzen für die Immobilie ziehen.“

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