Die Anwohner in der Pörtschacher Straße leben gefährlich. Der Gehweg dort ist nicht etwa Fußgängern vorbehalten. Auf dem Trottoir werden sowohl auf der linken wie auf der rechten Seite Autos geparkt. Überdies ist es gang und gäbe, auf dem Bürgersteig entlang zu fahren, um entgegenkommenden Fahrzeugen auszuweichen. In der rund hundert Meter langen Straße auf der Grenze der Stadtteile Laim und Pasing – sie ist als 30-km-h-Zone ausgewiesen – kocht deshalb Unmut hoch. Die Anwohner fühlen sich und vor allem ihre Kinder nicht mehr sicher. Seit im Frühjahr vorigen Jahres ein Kind auf dem Gehweg gestolpert ist, gegen ein Auto prallte und sich dabei schwer verletzte, haben die Bewohner der Pörtschacher Straße alles versucht, die Lage in der Straße zu entschärfen. Sie sammelten Unterschriften, schrieben Briefe an den Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing und machten mit Flugblättern an Autos auf den Missstand aufmerksam.
Kinder wurden ermuntert in der Kindersprechstunde ihr Anliegen beim Vorsitzenden des BA Pasing-Obermenzing (BA 21), Christian Müller (SPD), vorzubringen. Doch bis jetzt hat sich nichts an der Verkehrssituation in der Straße gebessert, erklären die Anwohner. Von ihrem Ziel, ausweichende Autos vom Trottoir fernzuhalten, seien sie weiter entfernt denn je, sagen sie. Sie sind frustriert darüber, dass ihre Klagen ins Leere laufen. Die vom BA beschworene „Bürgernähe“ ist für sie eine Farce. Sie fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. „Politikverdrossenheit“ sei die Folge, bedauert Jörg Wieja, ein Anwohner.
„Wir wollen unseren Kindern ins Gesicht schauen können“, sagt Helmut Schmidt, ein Vater aus der Pörtschacher Straße. Nachdem Eltern ihren Nachwuchs dazu angeregt hätten, ihr Anliegen in der Kindersprechstunde des BA vorzutragen, sei es besonders ärgerlich, dass nichts in diesem Sinn erreicht worden sei. „Eher ist das Gegenteil der Fall“, so Schmidt. „Es wird keine Einbahn-Regelung geben. Wegen unserer Forderung, das Parken auf dem Gehpark tagsüber zu verbieten, ist nichts passiert.” Die Stadt tue nichts. Noch nicht einmal Pflanztröge oder etwas ähnliches würden eingesetzt, um für die Sicherheit von Fußgängern zu sorgen. Blumenkübel, die Anwohner aufgestellt hatten und Markierungen mit weißer Farbe, die sie als Vorsichtssignale angebracht hatten, mussten auf Veranlassung der Polizei wieder entfernt werden. Ebenso bestand sie darauf, dass die entsprechenden Markierungen auf dem Parkplatz an der Pörtschacher Straße 36, der zwischen zwei Häusern liegt, verschwanden. „Seitdem ist es kaum möglich, dort hinein- und heraus zu kommen”, klagt Helmut Schmidt. Die Vorfahrtsregelung rechts vor links beachte an dieser Stelle kaum ein Autofahrer. Den in jüngster Zeit zunehmenden Verkehr in dem Sträßchen erklärt sich die Anwohnerin Beate Wieja so: „Das ganze Österreich-Viertel ist im Umbruch. Die alten Bewohner sterben. Junge Familien mit Kindern ziehen in die Häuser.“ Die Pörtschacher Straße sei die beliebteste Zufahrt in das Viertel. Helmut Schmidt und seine Mitstreiter zählen rund 40 Kinder und einige alte Leute, die es in dieser Straße zu schützen gelte. Der Vater: „Jede Familie ist betroffen.“
Der BA-Vorstizende Christian Müller bestreitet, dass das Gremium die Bürger nicht ernst genommen habe: „Der BA hat auf die Briefe der Anwohner geantwortet und der ‘Unterausschuss Bau und verkehrliche Maßnahmen’ hat sich dreimal mit dem Thema befasst.“ Dem einstimmig beschlossenen Vorschlag dieses Ausschusses, das Parken im südlichen und im nördlichen Teil der Pörtschacher Straße nur jeweils auf einer Seite zu erlauben, habe der BA geschlossen bestätigt. Müller: „Der BA ist nicht dafür verantwortlich, wenn seine Beschlüsse nicht umgesetzt werden.“ Überdies sei ein Gespräch mit dem Kreisverwaltungsreferat geplant. Die Gefahr in der Straße, die die Fußgänger auf die Fahrbahn zwingt, ist dem BA-Vorsitzenden bekannt. Doch: „Wir können keine Wunder wirken. Die Straßenverkehrsordnung setzt uns Grenzen.“ Eine Einbahn-Regelung sei keine Lösung, weil die Autofahrern das Gefühl vermittle: „Hier kann ich durchrauschen.“ Für Müller liegt die Ursache des Problems darin, dass zu viele Menschen „rücksichtslos miteinander umgehen“.
Der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Pasing, Ludwig Meier, sagt klipp und klar: „Gehweg-Parken ist verboten.“ In Bereichen, in denen dadurch niemand behindert werde, drückten seine Kollegen und er allerdings schon einmal ein Auge zu. Das Gehwegparken in der Pörtschacher Straße ist für den Beamten eine Unsitte. Meier: „Die Falschparker sind meistens die Anwohner selbst.“ Er kritisiert, dass diese mit ihren Aktionen, Pflanztröge aufzustellen und Markierungen aufzusprühen, das Recht in ihre Hand genommen hätten. „Jeder muss sich an die Regeln halten.“ Nach der Straßenverkehrsordnung sei solch eigenmächtiges Handeln verboten, weil auch der Gehweg zum Straßenraum gehöre. Und er hält fest: „Verkehrsrechtliche Anordnungen zu treffen, ist Sache der Kreisverwaltungsbehörde. Die Polizei überwacht.“ Der Vize-Chef der Pasinger Inspektion kündigte an, in der Pörtschacher Straße werde künftig im Rahmen der personellen Möglichkeiten verstärkt kontrolliert werden.