Europa sollte wählen und niemand ging hin. Die fast schon traditionelle Interesselosigkeit der Bürger, wenn es um Themen auf europäischem Niveau geht, fand auch bei diesen Europaparlamentswahlen wieder ihre Bestätigung.
Doch warum ist das so? Ist Europa wirklich nur ein künstlicher Staat, der Zeitvertreib einiger abgehobener Politiker? Und wenn ja, was müsste sich ändern, dass Europa auch uns etwas angeht?
Fragen wir doch die Leute auf der Straße (und zwar im wörtlichen Sinne), was sie zu diesem Thema zu sagen haben.
„Europa erlaubt mir, ohne Grenzen zu reisen“, sagt Mariella Aritzu, 24 Jahre. Und auch Stéphane (23) sieht einen großen Verdienst der europäischen Union darin, jetzt leichter im Ausland arbeiten zu können und mobiler zu sein. So wie diese beiden sehen es viele Menschen. Daneben besteht bei vielen Menschen der Wunsch, nun auch kulturell und geistig mehr zusammenzuwachsen und soziale Gerechtigkeit für die Bürger zu schaffen. Oder wie Leslie Müller (17) es ausdrückt: „Ich träume von einer realen europäischen Identität, einer gemeinsamen Nationalität und einer europäischen Kultur.“
Dieses Ziel kann man auf viele verschiedene Arten zu erreichen versuchen. Wir haben uns zusammen mit unseren französischen Austauschpartnern unsere eigenen Gedanken gemacht. Wichtig ist für uns vor allem, dass dem Thema schon in der Schule mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird und es zum festen Bestandteil des Lehrplans wird. So könnte man zum Beispiel im Musikunterricht die verschiedenen europäischen Musikstile viel intensiver behandeln. Noch besser wäre die Einrichtung eines Fachs „Europakunde“, das in jeder europäischen Schule den gleichen Stoff behandelt. Hier sollten die verschiedenen Kulturen, vor allem auch die der kleineren und unbekannteren europäischen Länder durchgenommen werden. Man könnte auch einen monatlichen Europatag einführen, an dem immer wieder ein anderes europäisches Land in Projekten kennen gelernt wird.
Für uns ist klar: Je früher das Interesse geweckt wird und je mehr wir übereinander erfahren, desto natürlicher wird es uns auch erscheinen, uns als Europäer zu sehen und uns auch dafür einsetzen.
Der Artikel entstand im Rahmen des diesjährigen Austausches des Adolf-Weber-Gymnasiums mit dem collège Fénelon in Lyon. Die Schüler der 8. und 9. Klassen nehmen damit am Projekt „Schüler schreiben über Europa” des Deutsch-Französischen-Jugendwerks teil. Verfasser sind Vadym, Tobi, Matthieu und Alexej.