Die Wünsche und Forderungen aus dem Bürgergutachten für das PaketPost-Areal in Neuhausen fließen nun in die offizielle Planung ein. Das städt. Referat für Stadtplanung und Bauordnung hat zugesagt, in den kommenden Monaten gemeinsam mit dem Investor sowie den beauftragten Architekturbüros Herzog & de Meuron sowie Vogt Landschaftsarchitekten den Masterplan für das neue Wohn- und Geschäftsviertel entsprechend anpassen. Zuvor hatte auch der Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg darauf gedrängt, die von den Bürgern eingebrachten Ideen und Vorschläge zu berücksichtigen.
Zwischen den Gebäuden soll es auf Anregung der Bürgergutachter (sie waren zufällig ausgewählt worden) großzügigere Grün- und Freiflächen geben als bisher geplant. Zudem haben die beteiligten Münchner ein belastbares Konzept für den Betrieb der denkmalgeschützten Paketposthalle gefordert, das nun entwickelt wird. Das geschwungene Bauwerk aus den 1960er-Jahren wird saniert und soll als Freiraum sowie öffentlicher Treffpunkt genutzt werden.
Wichtig für die weiteren Planungen ist auch die Forderung, das neue PaketPost-Areal müsse ein klimaneutrales und nachhaltiges Quartier mit einem innovativen autoarmen Mobilitätskonzept werden. Dieses Leitbild ist im bisherigen Masterplan zwar bereits enthalten, es soll jedoch im weiteren Planungsprozess konsequent weiterentwickelt und verbessert werden.
Für die Fassade der beiden Hochhäuser, die mit ihren 155 Metern Höhe von den Bürgergutachter grundsätzlich befürwortet werden, sollen zusätzlich zum vorliegenden Entwurf Alternativlösungen entworfen und diskutiert werden. Bei diesem Punkt herrschte an den Tischen der sogenannten Planungszellen, die im Herbst 2021 im „Backstage” in Sichtweite der Paketposthalle tagten, keine Einigkeit. Ein Teil der nach einem Zufallsverfahren ausgewählten Teilnehmer fand das aktuelle Konzept überzeugend, der andere empfahl eine Überarbeitung.
Mit der aktuellen Stadtratsvorlage löst das Referat für Stadtplanung und Bauordnung ein Versprechen ein, das von Anfang an mit dem Bürgergutachten verbunden war: Was in den Planungsgruppen erarbeitet wird, beeinflusst maßgeblich die Konzeption des neuen Stadtquartiers. Das Bürgergutachten zählt zu den umfassendsten und ausgefeiltesten Varianten der Bürgerbeteiligung: Diskutiert und entschieden wird auf Basis von Informationen, die zuvor bei Fachvorträgen aus verschiedenen, auch sehr kritischen Perspektiven aufgezeigt wurden. Da es sich um ein Projekt mit münchenweiter Ausstrahlung handelt, waren neben direkt betroffenen Bürgern aus Neuhausen auch zahlreiche Bewohner anderer Stadtbezirke mit dabei. Das Bürgergutachten bietet die Möglichkeit, ebenso fachkundige wie konstruktive und differenzierte Vorschläge abseits eines reinen Ja-Nein-Schemas in die öffentliche Debatte einzubringen. Das Bürgergutachten ersetzt keinen formellen Verfahrensschritt, das Bauleitplanverfahren wird nun fortgesetzt.
Voraussichtlich Ende 2022 wird die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit nach § 3 Abs. 1 BauGB eingeleitet.