Es ist die Zeit, in der Familien ihre Gräber für Allerheiligen richten. Aber nicht nur auf die Friedhöfe werden Grablichter und Blumenschmuck gebracht. Auch an vielen kleinen Kreuzen an den Straßen und Wegen sieht man Blumen. Wo diese Glaubenszeugen im Gilchinger Gemeindegebiet überall stehen, das kann man in der 75 Seiten starken Broschüre, „Kreuze, Bildstöcke, Marterl, Denkmale auf Gilchinger Flur“ von Dr. Wilfred Waiblinger, die er gemeinsam mit dem Verein Zeitreise herausgebracht hat, nachlesen. Es ist die vierte Neuauflage seines bereits vor zehn Jahren herausgebrachten Hefts, in dem jetzt auch Denkmale verzeichnet sind.
Die Geschichte hinter vielen Wegkreuzen und Marterln ist im Laufe der Jahre in Vergessenheit geraten. Dank aufwendiger Recherchen hat sie Waiblinger in dem Heft zusammen getragen.
„Nachfragen bei der gemeindlichen und kirchlichen Verwaltung haben wenig ergeben“, hat er festgestellt. Für ihn ein Grund, „auch im Sinne der Ortsgeschichte“, die Zeichen zu erfassen und zu dokumentieren. Geholfen hätten Aufzeichnungen und das Gilchinger Bauamt. „Darauf aufbauend habe ich versucht, bei Grundbesitzern, Anliegern und empfohlenen Wissenden mehr über die Hintergründe zu erfahren“, erinnert sich Waiblinger. In einigen Fällen gelang dies, aber es gab auch Fälle, bei denen niemand etwas Näheres wusste, „da die Kreuze eben ‚immer schon‘ da gestanden haben“.
Manchmal erinnern sie an tödliche Unfälle, so wie die quadratische Steinsäule an der Straße zwischen Gilching und Unterbrunn. Ein Kleinbus aus Mindelheim war dort im Jahr 2000 mit einem Müllfahrzeug zusammengestoßen. Alle vier Insassen des Kleinbusses starben. Zur Erinnerung hatte die Baufirma das Marterl aufgestellt. „Lisa wir vermissen dich“, steht auf einem kleinen Holzkreuz in der Römerstraße. Hier war vor zehn Jahren ein zwölfjähriges Mädchen bei einem Unfall gestorben.
Der Gilchinger Künstler Jules Werson hat 1954 das Missionskreuz an der Schulstraße vor Sankt Vitus geschaffen. Das Metallkreuz stand ursprünglich auf dem alten Friedhof. Von Werson stammt auch der Entwurf der Kreuzigungsgruppe auf der Aussegnungshalle des neuen Friedhofs. Sah das „Lallinger Kreuz“, das anlässlich der Primiz von Josef Lallinger 1901 an der Ecke Auweg/Brucker Straße aufgestellt wurde, in der früheren Auflage noch recht verwittert aus, erstrahlt es in der Neuauflage der Broschüre frisch renoviert. Bei vielen Wegkreuzen gibt es ähnliche Vorher-nachher-Aufnahmen. Bei einem Kreuz am Frauwiesenweg sah man allerdings bei der Nachher-Aufnahme ein heruntergekommenes Gestell, bei dem die Figur des Gekreuzigten fehlte. Interessant sind auch die drei Totenbretter, die am Geisenbrunner Weg am Waldrand stehen und an frühere Traditionen erinnern.
Das Heft ist für zwölf Euro in der Gemeindebücherei Gilching, beim Verein Zeitreise und im Schichtwerk-Museum im Wersonhaus, Brucker Straße 11, erhältlich.