Die Hauptschule an der Ridlerstraße ist eine sogenannte Brennpunktschule. Einen hohen Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund hat auch die benachbarte Carl-von-Linde-Realschule. Die Schülerzahlen beider Schulen sind mittlerweile auf über tausend junge Leute hoch geschossen. Beide Schulen sind unter einem Dach vereint. Das geht nicht immer ohne Reibereien ab, denn manche Klassenzimmer und Gemeinschaftseinrichtungen werden gemeinsam genutzt.
Christine Demleitner, Leiterin der Realschule weist auf die besondere Situation des von ihr geleiteten Hauses hin. „Durch die internationalen Klassen haben wir Schüler aus 57 Ländern bei uns.“ Überdies sei die Lehranstalt mit 750 Schülerinnen und Schülern eine sehr große Schule. Demleitner: „Natürlich gibt es hier genügend Konfliktpotenzial.“ Das zu entschärfen, sei die Aufgabe der Schulpsychologin Beate Lorenz sowie der Sozialpädagoginnen Ursula Städler und Iris Fladerer. Die bemühten sich gemeinsam mit den Klassenlehrern darum, die Probleme zu lösen. Die Schülermediatoren oder Streitschlichter spielten dabei eine entscheidende Rolle. Was Aggressionen angeht, vertritt Christine Demleitner eine strikte Linie: „Bei so vielen Ethnien muss es klare Regeln zum fairen Umgang miteinander geben.“ Die Schulleiterin will keine Gewalt dulden. Auch nicht verbal. Demleitner: „Wenn Gewalt angewendet wird, sind unsere Lehrkräfte sehr sensibel.“
Zwei weitere Besonderheiten zeichnen die beiden Schulen unter einem Dach aus. Die Carl-von-Linde-Realschule ist städtisch, die Hauptschue an der Ridlerstraße staatlich. So kommt es, dass die Sozialpädagoginnen für beide Schulen gleich viel arbeiten. Finanziert wird die Schulsozialarbeit vom Schulreferat. Ursula Städler erfährt fast alles, was Mädchen und Buben auf den Nägeln brennt: Streit zu Hause, Ärger von Mädchen mit Jungen oder schulische Probleme.“ Sie überlege dann, was sinnvoll zu tun sei. So arbeite sie unter anderem mit der Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen, IMMA e.V., zusammen. Die Schülermediatoren spiegelten, so die Sozialpädagogin, die vertretenen Nationen wieder. „Dass Schüler einander beleidigen, provozieren oder Sachen wegnehmen, sind normale Geschichten“, sagt Städler. Aber: „Jedes Land geht mit seinen Konflikten anders um.“ Wichtig sei es dann, miteinander zu reden und klarzustellen, dass Gewalt nicht akzeptiert werde. Es müsse eine neue Streitkultur entstehen.
Seit dem neuen Schuljahr ist die Hauptschule an der Ridlerstraße eine „offene Ganztagsschule“. Das heißt: Die Kinder werden nach Schulschluss bis 16 Uhr betreut. Dazu gehören ein Mittagessen, Hilfe bei Hausaufgaben und Spielangebote. Die Sozialpädagogen Maria Steigerwald und Sophie Bock kümmern sich nach Schulschluss um 35 Kinder. Weitere 35 werden direkt in der Feuerwache an der Ganghoferstraße versorgt. Mario Steigerwald: „Das neue Angebot ist sehr gut angekommen. Wir sind voll.“ Die meist berufstätigen Eltern seien sehr froh darüber, dass ihre Kinder am Nachmittag nun nicht mehr allein sein müssten. Bei der „offenen Ganztagsschule“ arbeitet die Schule mit der IG Feuerwache zusammen. Träger ist die „Initiativgruppe für Interkulturellen Dialog“, die an der Ganghoferstraße eine offene Freizeiteinrichtung für die Jugendlichen des Viertels anbietet. Dort können sie auf dem neuen Bolzplatz kicken, Tischtennisspielen oder sich bei anstehenden Problemen Rat holen.
Gerhard Ameres, seit zehn Jahren Leiter der Jugendeinrichtung, betont: „Durch unsere langfristige Beziehungsarbeit haben wir heute weniger Probleme mit Gewalt als früher. Konflikte seien normal. Junge Leute müssten sich mal schlagen dürfen. Das werde völlig tabuisiert. Wichtig sei: „Man muss Regeln haben.“ Jugendliche bräuchten, meint Ameres, die Möglichkeit, sich zu produzieren und zu entwickeln. „Sie suchen nach Anerkennung.“ Falls es Probleme gebe, so der Sozialpädagoge, versuche er das in Zusammenarbeit mit der Jugendpolizei zu regeln. Mancher Jugendliche habe wegen kleiner Vergehen Sozialstunden in der IG Feuerwache abgeleistet. Ameres: „Inhaltlich gibt es hier wenig Konflikte. Die Kinder fühlen sich bei uns wohl.“