Live-Musik, Pendelzüge und eine stattliche Geburtstagstorte – am vergangenen Samstag feierten Pasinger und Laimer gemeinsam 100 Jahre Tram nach Pasing. Auftakt und gleichzeitig Höhepunkt der Feier war ein Trambahnkorso aus historischen und modernen Fahrzeugen, der von der Innenstadt zum Pasinger Marienplatz fuhr.
Zahlreiche Menschen säumten die Straßen, zum größten Teil mit Fotoapparaten ausgestattet, um einen Blick auf die historischen Wagen zu werfen. Auch einige Bewohnerinnen des Alfons-Hoffmann-Altenheims in der Agnes-Bernauer-Straße ließen sich die Schau nicht entgehen und winkten den Fahrgästen zu. Am Pasinger Marienplatz fand dann der offizielle Festakt mit Oberbürgermeister Christian Ude, Herbert König, Geschäftsführer der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), sowie den Bezirksausschuss-Vorsitzenden Christian Müller (Pasing-Obermenzing) und Josef Mögele (Laim) statt.
„Ich sehe davon ab, alle Gäste namentlich zu begrüßen, da ich unseren Fahrplan nicht durcheinander bringen möchte“, begann Herbert König seine Ansprache. „Denn das versuchen wir seit 100 Jahren zu vermeiden.“ König zeigte die Entwicklung der Tramlinie 19 auf: Vor 100 Jahren fuhr diese von 6 bis 24 Uhr im 15-Minuten-Takt, mittlerweile rund um die Uhr. „Damals wie heute beträgt die Fahrzeit von der Innenstadt nach Pasing etwa 25 Minuten“, so der MVG-Geschäftsführer. „jedoch gab es damals wesentlich weniger Haltestellen.“ Stachus – Hauptbahnhof – Landsbergerstraße – Laim – Pasing – das waren die Haltestellen der damaligen Linie 29.
Heute passiert die Linie 19 knapp 20 Stationen zum Pasinger Marienplatz. 20 Pfennig kostete die Fahrt damals, dazu mussten die Pasinger fünf Pfennig Aufschlag zahlen, wenn sie das innerstadtische Netz benutzen wollten. „Immerhin wurde dieser Aufschlag abgeschafft“, so König schmunzelnd. Die Linie 19 ist mit 36 Stationen und einer Gesamtfahrzeit von etwa 50 Minuten die längste Linie in München. Zusätzlich befördert sie auch die meisten Fahrgäste: Etwa 60.000 Fahrgäste nutzen täglich die „19er“. Auch die Nachtlinie N19 wird am stärksten frequentiert. „Ab 2009 werden wir mehr größere Züge auf dieser Linie einsetzen“, versprach Herbert König.
„Die Bürger protestieren, wenn die Tram kommt, und sie protestieren genauso heftig, wenn sie wieder verschwinden soll“, sagte Christian Ude und hatte die Lacher auf seiner Seite. „Die Münchner wollten immer die Tram, nur nicht vor der eigenen Haustür.“ Damit sprach er sicherlich einigen Zuhörern aus dem Herzen, laufen doch die Planungen für die Verlängerung der Linie 19 zum Pasinger Bahnhof auf Hochtouren. „Es ist ein Münchner Phänomen“, so der Oberbügremeister. „Erstmal wird die Tram bekämpft, bevor sie dann ein unerlässlicher Standortvorteil ist.“ Die Tram sei das Verkehrsmittel der Zukunft, weil sie umweltfreundlich viele Fahrgäste befördere. Es sei „mehr als nötig“, einen Knotenpunkt zwischen S-Bahn, Tram und Bussen zu schaffen, „jede andere Verkehrsplanung wäre absurd.“ Das Hauptinteresse müsse sein, dass viele Leute den öffentlichen Nahverkehr benutzen und keine „Blechlawine“ durch Pasing rolle. Er appelierte vor allem an die „Trambahnmuffel“: „Wirken Sie mit, um den Nahverkehr zu optimieren!“
Stadtrat und Vorsitzender des Pasinger Bezirksausschusses Christian Müller zeigte in seiner Rede die Streitigkeiten um den Streckenverlauf der Tram auf und meinte: „Nörgeleien sind in Pasing historisches Bewusstsein.“ Er sei jedoch froh, dass es die Tram gibt, denn „sie erschließt das Viertel südlich der Bahn.“ Auch Müller rief die Bürger auf, sich an den Diskussionen um den Umbau des Pasinger Zentrums zu beteiligen. Er selbst freue sich über „ein Zentrum für Menschen“ und „mehr Lebensqualität“. Auch Müllers Kollege Josef Mögele befand die Tram-Verlängerung in Pasing für wichtig. Nun solle man jedoch „langsam mal anfangen, über eine Tram in der Fürstenrieder Straße nachzudenken“. Herbert König antwortete darauf prompt: „Nachdenken tun wir, wir müssen's nur mal machen...“