Mehr Einbrüche, mehr Gewaltdelikte, mehr Einsätze insgesamt: Die Münchner Polizei hatte im Vorjahr gut zu tun. Dabei gibt es auch Erfolge vorzuweisen, vor allem im Bereich des Callcenterbetrugs sowie bei der Aufklärungsquote. Das alles geht aus dem Sicherheitsreport 2023 hervor, den Münchens Polizeipräsident Thomas Hampel mit dem Leiter des Bereichs Kriminalitätsbekämpfung, Erwin Frankl, vorgestellt hat.
Mit insgesamt 306.514 Einsätzen, im Schnitt etwa 840 am Tag, war 2023 erneut ein sehr einsatzintensives Jahr für die Mitarbeitenden des Polizeipräsidiums München, dessen Zuständigkeit Stadt und Landkreis München und damit ein Gebiet mit etwa 1,8 Millionen Einwohnern umfasst. Zu den üblichen Einsätzen im Zusammenhang mit dem Oktoberfest, der Sicherheitskonferenz oder Sportveranstaltungen wurden die Polizeikräfte auch bei über 100 Störaktionen von Klimaaktivisten während der IAA Mobility gefordert. Außerdem mussten nach dem Terroranschlag der Hamas gegen den Staat Israel umfangreiche Schutzmaßnahmen getroffen werden, insbesondere bei israelischen und jüdischen Einrichtungen.
Die Zahl der Gesamtstraftaten (ohne Aufenthaltsgesetz) ist mit 101.539 im Vergleich zu 2022 um 10,9 Prozent gestiegen. Zu berücksichtigen sei, so teilte die Münchner Polizei mit, dass die Bevölkerung im Zuständigkeitsbereich in den vergangenen Jahren um rund 130.000 Einwohner zugenommen habe. Das entspricht etwa der Einwohnerzahl von Fürth oder Würzburg. Im Zehnjahresvergleich zum Jahr 2014 ist jedoch ein Rückgang der Gesamtkriminalität um 6,6 Prozent zu beobachten.
Nahezu die Hälfte des Anstiegs 2023 ist auf Eigentumsdelikte zurückzuführen, die um 16,7 Prozent auf insgesamt 32.909 Delikte gestiegen sind. Hier ist die Zunahme des Ladendiebstahls um 24,5 Prozent ein wesentlicher Faktor. Die sogenannten Rohheitsdelikte wie Raub, Körperverletzung, Nötigung oder Bedrohung verzeichnen ein Plus von 2.233 Taten. Hier sind vor allem die einfachen Körperverletzungen mit 15,0 Prozent auf 8.867 Delikte gestiegen. Auch die Anzahl der allgemeinen Verstöße nach dem Betäubungsmittelgesetz hat mit 8.376 Delikten und einer Zunahme von 10,8 Prozent einen signifikanten Anteil an der Steigerung der Gesamtstraftaten. Die Häufigkeitszahl (Straftaten je 100.000 Personen der Bevölkerung) im Bereich des Polizeipräsidiums München stieg mit 5.402 im Vergleich zu 2022 um 9,1 Prozent an. „Trotz des Wachstums in unserer Stadt bleibt eine Tatsache unverändert: Im Ranking der vergleichbaren Großstädte belegen wir erneut den Spitzenplatz bei der Sicherheitslage”, resümierte Polizeipräsident Thomas Hampel.
Erfreulich für die Polizei ist, dass die Aufklärungsquote um 0,6 Prozentpunkte auf 62,2 Prozent gesteigert werden konnte. So konnten 2023 bei 101.539 registrierten Straftaten insgesamt 63.176 Fälle geklärt werden. Diesen Taten konnten 46.523 Tatverdächtige zugeordnet werden - ein Plus von 11,6 Prozent. Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen lag mit 48,7 Prozent im langjährigen Mittel. „Entgegen dem bayernweiten Trend spielen Straftaten durch Zuwanderer keine übergeordnete Rolle”, erklärt die Münchner Polizei. Der Anteil von Zugewanderten an allen Tatverdächtigen hat sich von 10,1 auf 10,0 Prozent geringfügig verringert.
Die Bekämpfung des „Callcenterbetrugs“ zum Nachteil insbesondere älterer Menschen genoss im Vorjahr eine sehr hohe Priorität - und das erfolgreich: Insgesamt gingen die Fallzahlen um fast zwei Drittel (minus 64,9 Prozent) zurück. „Dieser Rückgang dürfte nicht zuletzt auf die intensiven Ermittlungen des Kommissariats 61 (ehemals AG Phänomene) im Speziellen und die umfangreiche Präventionsarbeit der Münchner Polizei im Allgemeinen zurückzuführen sein”, heißt es im Sicherheitsbericht. 2023 wurden insgesamt 1.900 Betrugsdelikte gezählt, 2022 waren es noch 5.407. Den größten Anteil macht dabei das Phänomen „Enkeltrickbetrug/Schockanruf“ mit 1.096 Fällen aus. Der Gesamtschaden ging mit 3,75 Millionen Euro deutlich zurück. Ein Jahr zuvor war er mit 8,08 Millionen Euro mehr als doppelt so hoch.
Im Bereich des Wohnungseinbruchdiebstahls konnte 2023 mit plus 61,5 Prozent (893 Fälle) hingegen eine signifikante Zunahme der Delikte festgestellt werden. Im Berichtsjahr wurden Vermögenswerte in der Gesamtsumme von 4,83 Millionen Euro erbeutet. Mit einer Versuchsquote von 51,1 Prozent verlief gleichwohl jeder zweite Wohnungseinbruch erfolglos. Die technische Beratung des Polizeipräsidiums München sei in Sachen Prävention ein wichtiger Baustein, sagt der Bericht.
Die Gewaltkriminalität nahm 2023 um 8,9 Prozent zu. Erfasst wurden 4.910 Straftaten, 77,1 Prozent davon entfallen auf die gefährlichen und schweren Körperverletzungen. Auch bei den einfachen Körperverletzungen ist ein Anstieg um plus 15,0 Prozent auf 8.867 Straftaten zu verzeichnen. Im Berichtsjahr wurden 32 Mord- und Totschlagsdelikte neu aufgenommen. Darunter waren zehn vollendete und 22 versuchte Taten. Bemerkenswert: Alle Tatverdächtigen dieser Kapitalverbrechen konnten ermittelt werden.
Bei den ermittelten Tatverdächtigen der gefährlichen oder schweren Körperverletzung bilden tatverdächtige Jugendliche einen Anteil von 13,7 Prozent. Auch innerhalb der Raubdelikte, die um 12,9 Prozent stiegen, machten Jugendliche 31,7 Prozent des Anteils der Tatverdächtigen aus. Mit Hinblick auf Straftaten an Schulen wurde ein Anstieg um plus 2,5 Prozent auf 1.089 Straftaten registriert.
Der Leiter des Bereichs Kriminalitätsbekämpfung, Leitender Kriminaldirektor Erwin Frankl, sprach sich explizit für die Jugend aus und distanzierte sich von Pauschalisierungen. Kriminologisch würde auffallen, dass die maßgeblichen Entstehungsfaktoren von durch Jugendliche begangener Kriminalität oftmals in dysfunktionalen Familienstrukturen und Perspektivlosigkeit liegen, also außerhalb des unmittelbaren Einflussbereichs der Polizei. Zudem stellte Frankl heraus, dass der Anteil der Jugendlichen an der Bevölkerung im Zuständigkeitsbereich in den vergangenen zehn Jahren um 16,9 Prozent zugenommen habe.