In einem gemeinsamen Naturschutzprojekt arbeiten die Heinz Sielmann Stiftung und die Margarete-Ammon-Stiftung im Landkreis Starnberg daran, verlandete Toteislöcher freizulegen und wieder zu Gewässern zu entwickeln. Die Geländevertiefungen, die vor vielen Jahrtausenden durch abschmelzende Gletscherblöcke entstanden sind, waren einst mit Wasser gefüllt und boten wertvollen Lebensraum für unsere heimischen Arten. Als Laichgewässer sollen sie nun vor allem den besonders bedrohten Amphibien zugutekommen, um dem rasanten Verlust der Artenvielfalt entgegenzuwirken.
Wie eine aktuelle Untersuchung der Heinz Sielmann Stiftung zeigt, sind ein Jahr nach dem Projektstart bereits positive Effekte nachweisbar. „Seit wir im Oktober 2023 das Toteisloch bei Etterschlag am Wörthsee ausgehoben haben, hat sich das Gewässer zu einem wertvollen Refugium für Tiere und Pflanzen entwickelt. Wir konnten dort bei einer Begehung 34 Arten feststellen, darunter den in Bayern stark gefährdeten Laubfrosch oder auch den Grasfrosch, dessen Bestände ebenfalls stark abnehmen“, berichtet Dr. Jörg Müller, Experte für ökologisches Monitoring bei der Heinz Sielmann Stiftung.
Bereits vor der Umsetzung der Maßnahme hatte die Heinz Sielmann Stiftung im September 2023 einen überraschenden Spinnenfund bekannt gegeben. Müller hatte damals mehrere Exemplare des Schilf-Streckspringers auf der Fläche entdeckt. Der Fund war deshalb besonders, weil diese Spinnenart normalerweise nur in südlicheren Gegenden anzutreffen ist.
Müllers erneute Untersuchungen haben nun ergeben: Nicht nur der Schilfstreckspringer fühlt sich am Toteisloch wohl. Weitere südliche Arten sind dazu gekommen, darunter die erstmals 2003 in Bayern nachgewiesene, aber bisher noch extrem seltene Gabel-Azurjungfer. Zu den weiteren bemerkenswerten Funden gehören die Feuerlibelle und die Kantige Laubschnecke – beides Arten, die sich seit den 1990er Jahren zunehmend in Deutschland ausbreiten.
Aufgrund der Veränderungen durch den Klimawandel finden sich immer mehr solcher Arten bei uns, die ursprünglich aus wärmeren Regionen im Süden kommen. Welche Auswirkungen das langfristig auf die heimische Pflanzen- und Tierwelt hat, können selbst Experten wie Dr. Jörg Müller bisher nicht vorhersagen: „Tendenziell lässt sich feststellen, dass die Ausbreitungsgebiete vieler Arten nordwärts und im Gebirge in die Höhe wandern. Die Pflanzen und Tiere passen sich an und suchen sich Gebiete, die ihren Bedürfnissen gerecht werden. Das verändert natürlich unsere Ökosysteme.“
Von zunehmend wärmeren Temperaturen und häufigerer Trockenheit profitieren hierzulande eher die wärmeliebenden Arten. Zu den Verlierern des Klimawandel gehören dagegen überwiegend Arten, die auf mildes und feuchtes Klima angewiesen sind. „Da es aber meist sehr schwierig ist festzustellen, wann und warum eine bestimmte Art aus einem Gebiet verschwunden ist, können wir diesen Vorgang auch nicht eindeutig bewerten“, sagt Müller.
Umso wichtiger sei es, der Natur grundsätzlich wieder mehr Raum zu geben und genügend Lebensräume für möglichst viele Arten bereitzustellen. Von besonderer Bedeutung seien dabei Feuchtlebensräume. „Amphibien und viele weitere Arten sind auf Gewässer als Lebensraum angewiesen, die leider zunehmend verschwinden oder in ihrer Qualität stark abnehmen“, erklärt Müller: „Deshalb sind Rückzugsorte wie das Toteisloch in Etterschlag so wertvoll.“
Amphibien gehören zu den am stärksten gefährdeten Tierarten. Ihre Lebensräume schwinden, dringend benötigte Laichgewässer schrumpfen, verlanden oder mussten der menschlichen Landnutzung weichen. Ein zentrales Ziel der Zusammenarbeit zwischen der Margarete-Ammon-Stiftung und der Heinz Sielmann Stiftung ist daher die Entwicklung eines Amphibienverbunds: Kleingewässer werden neu angelegt oder renaturiert und miteinander vernetzt.
Mit Unterstützung von öffentlichen Einrichtungen, Diözesen und Privatgrundbesitzern konnten seit 2023 bereits mehr als 30 Amphibiengewässer in der Region zwischen der Ammer und der Isar eingerichtet oder ökologisch aufgewertet werden. Der Biotopverbund ist ein Netz aus Lebensräumen für Gelbbauchunke, Kammmolch und viele weitere bedrohte Arten. Er soll in den kommenden Jahren deutlich erweitert werden.
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