Veröffentlicht am 11.05.2009 14:15

Mütter schlagen Alarm

Der Hort in der Camerloherstraße wird abgerissen, an seiner Stelle soll ein neuer Pavillon entstehen. Neue Hortplätze wird es jedoch nicht geben. (Foto: tg)
Der Hort in der Camerloherstraße wird abgerissen, an seiner Stelle soll ein neuer Pavillon entstehen. Neue Hortplätze wird es jedoch nicht geben. (Foto: tg)
Der Hort in der Camerloherstraße wird abgerissen, an seiner Stelle soll ein neuer Pavillon entstehen. Neue Hortplätze wird es jedoch nicht geben. (Foto: tg)
Der Hort in der Camerloherstraße wird abgerissen, an seiner Stelle soll ein neuer Pavillon entstehen. Neue Hortplätze wird es jedoch nicht geben. (Foto: tg)
Der Hort in der Camerloherstraße wird abgerissen, an seiner Stelle soll ein neuer Pavillon entstehen. Neue Hortplätze wird es jedoch nicht geben. (Foto: tg)

Die Zeit läuft. Berufstätige Frauen mit demnächst schulpflichtigen Kindern stehen in Laim vor einer Zwangslage. Es gibt im Viertel für sie so gut wie keine Möglichkeiten, den Nachwuchs nach dem Unterricht in die Obhut ausgebildeter Erzieherinnen und Erzieher zu geben. Und Räume schon gar nicht. Das Herz der „Weltstadt mit Herz” schlägt offenbar nicht für Kinder und ihre Mütter. „Es ist ein trostloser Zustand, so geht es nicht weiter“, klagten betroffene Mütter des Sprengels der Grundschule an der Camerloherstraße bei der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses Laim (BA 25). Sie fürchten um ihre Arbeitsplätze. Denn, wenn ihnen nicht verlässlich zugesagt wird, dass sie einen Betreuungsplatz für ihre Kinder bekommen werden, wird ihnen nichts anderes übrig bleiben, als jetzt zu kündigen. Der Grund: „Jede von uns hat Kündigungsfristen einzuhalten. Meine läuft Ende Mai aus“, erklärte eine verzweifelte Mutter. Birgit Spar, sie ist die Vorsitzende des Elternbeirats des Kindergartens an der Camerloherstraße, bat im Namen der Eltern das Lokalparlament um Hilfe. „Viele berufstätige Mütter wissen nicht, wohin mit ihren Kindern. Es fehlen 40 Hortplätze.“

Der Hort an der Grundschule in der Camerloherstraße habe in diesem Jahr nur 15 Kinder aufnehmen können. Weitere 40 stünden auf der Warteliste. Auch bei der von Eltern organisierten Mittagsbetreuung, die sich derzeit bereits um hundert Kinder kümmere, stünden Eltern mit ihren Kindern Schlange. Die Leiterin des Horts „Namen Jesu“, Maria Frank-Maana, appellierte ebenso an den BA, die Eltern zu unterstützen. „Wir bekommen immer mehr Anfragen aus dem Sprengel der Camerloher Schule, auch wenn der Weg für die Kinder weit ist.“

„Dann ist der Zug längst abgefahren”

Die Frauen machten sich Luft: „Wir stehen hier nicht als Illegale. Vor allem können wir uns nicht vorstellen, was daran schwierig sein kann, solche lebenswichtigen Angelegenheiten zwei bis drei Jahre im Voraus zu planen.“ Im Zentrum der Kritik steht das für die Betreuung der Kinder nach dem Unterricht zuständige Schulreferat. Das hatte ebenfalls Thomas Dedekind, Vorsitzender des Unterausschusses Schule, im Visier: „Von dort bekommen wir keine Antworten. Wir befinden uns im luftleeren Raum.“ Das Einzige, was das Parlament des Viertels im Augenblick tun könne, sei, per Dringlichkeitsantrag zu fordern, dass ein Vertreter des Schulreferats zur Situation der Horte in Laim Stellung nehme. Alexandra Gaßmann (CSU) drängte darauf, über Parteigrenzen hinweg, schnell zu handeln. „Vertreter des Schul- und des Baureferates müssen sich in der nächsten Sitzung den Fragen der Eltern stellen. Nicht erst im Herbst. Denn dann ist der Zug längst abgefahren.“ Das Schulreferat habe eindeutig „geschnarcht“. Der BA stimmte dem Dringlichkeitsantrag geschlossen zu.

Dauerthema „Hortnotstand”

Für den Bezirksausschuss ist das Thema „Hortnotstand“ ein „Dauerthema“. Immer wieder hatten Mütter Alarm geschlagen, weil sie nicht selten von sämtlichen Horten im Viertel Absagen erhalten hatten. Die Geduld der Frauen ist jetzt erschöpft. Eine der anwesenden Mütter erregte sich: „Ich habe vor drei Jahren schon genauso hier gesessen.“ Und sie fragte: „Soll sich das jetzt alle paar Jahre wiederholen?“ Nur der Hartnäckigkeit der Frauen war es vor zwei Jahren zuzuschreiben, dass auf dem Hortgelände Container aufgestellt wurden, in denen der Nachwuchs noch heute einen Unterschlupf hat.

Martha Mertens, die SPD-Fraktionsvorsitzende, erklärte: „Wir fordern seit langem, dass Laim besser als das bisher der Fall ist, mit Horten, Krippen, Kindergärten und Tagesstätten versorgt wird.“ Stets wenn der BA bei der Stadt nachgefragt habe, wie sich die Zahl der Kinder entwickelt habe, die Betreuungsplätze bräuchten, sei ihm geantwortet worden, die Verwaltung habe alles im Griff. Und – es befinde sich alles „im grünen Bereich”. Unmittelbar nach der bisher letzten Anfrage dieser Art seien auf dem Gelände der Grundschule die erwähnten Container mit Platz für 50 Hortkinder aufgestellt worden. Mertens: „Die reichen aber hinten und vorne nicht aus.“ Den Lokalparlamentariern ist ebenso wie den Müttern unverständlich, dass der anstelle des alten Hortes geplante neue Hort in der Camerloherstraße – mit dem Bau soll am Ende des kommenden Jahres begonnen werden – nicht gleich größer dimensioniert worden ist. Das Gebäude wird, so ist aus dem Schulreferat zu hören, eine „reine Ersatzlösung“ sein, die nicht einen einzigen zusätzlichen Platz bietet.

Unzutreffende Prognosen

Eva-Maria Volland, Sprecherin des Schul- und Kultusreferats, sieht sich nicht in der Lage, Verbindliches über die zurzeit vorhandenen Plätze an den Laimer Horten und bei den Mittagsbetreuungen mitzuteilen. „Wir sind gerade dabei uns einen Überblick zu verschaffen.“ Weil sich viele Eltern für sämtliche Ganztagesangebote angemeldet hätten, sei noch „viel Bewegung drin.“ Volland: „Das ändert aber nichts daran: „Laim ist ein Brennpunkt.“ Auf die Frage, ob der Mangel an Plätzen nicht vorauszusehen gewesen sei, erwidert sie: „Es gibt Prognosen, die Entspannung vorhersagen, es kommt dann aber doch anders.“ Das Schulreferat sei jedoch bestrebt, den Eltern Lösungen anzubieten. So werde geprüft, ob die Mittagsbetreuung erweitert oder ob eine Not-Hortgruppe eingerichtet werden könne.

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