„Choralschola“ oder „schola cantorum“ bezeichnet einen Chor für einstimmigen Gesang in der römisch-katholischen Liturgie. Dabei handelt es sich um Gregorianischen Gesang in lateinischer Sprache, sozusagen um einen Ur-Gesang als ein gesungenes Wort Gottes. Dieses besondere liturgische Element wird am Samstag, 8. Oktober, in der katholischen Kirche St. Rupert (Gollierplatz 1) zum Klingen kommen. Präsentiert wird dies von einer Gruppe aus Göttingen, die ein geistliches Projekt begründete, das im Oktober letzten Jahres in der Pauluskirche in Göttingen aufgeführt wurde und nun in München wiederholt werden soll. Thema des Abends ist die biblische Geschichte von Hiob, die mit Gregorianischem Choral, einem Sprecher und einem Bandoneon (ähnlich einer Ziehharmonika) „vertont“ wird. Auch für wenig bibelfeste Zuhörer verspricht dies eine lohnende Aufführung zu werden.
„Hiob – Mit Hiob singend nachsinnen“, so überschreibt die Gruppe aus Geistlichen und Laiensängern ihr Projekt. Dieses entstand auf Initiative von Johanna Grüger, der Leiterin der Göttinger Choralschola „cantando praedicare“. Ein vergleichbar kleines Ensemble mit rund einem Dutzend Sängern, das sich zum Ziel gesetzt hat, den Liturgiegesang, auch bei Aufführungen bzw. Konzerten, als Gebet und Meditation ernst zu nehmen. Der Gesang bleibe „musikalischer Ausdruck der Hingabe an das Wort Gottes“, wie das Ensemble auf seiner Homepage beschreit. Leiterin Johanna Grüger wollte mit dem besonderen „Hiob-Projekt“ ihre über vierzig Jahre dauernde Arbeit mit der Choralschola beenden. Frater Gregor Baumhof, Leiter des Hauses für Gregorianik e.V., hat für sie die Leitung übernommen. Gesungen wird indes weiterhin gemeinsam. Und nachdem das Projekt bei seiner Aufführung in Göttingen überwältigenden Erfolg feierte, fragte Frater Gregor bei Kirchenmusiker Andreas Götz von St. Rupert an, ob man die besonderen Choralgesänge auch hier einmal hören wolle.
Am 8. Oktober nun öffnet St. Rupert seine Türen und heißt die Göttinger Choralschola im Westend willkommen. Erzählt bzw. gesunden wird das Buch Hiob. Dies berichtet die Geschichte eines Mannes, der von schwerem Leid getroffen wird und sich auf den Weg macht, mit Gott als seinem geglaubten Verursacher zu ringen. Am Ende wird er jedoch mit der Schau des Unsagbaren und Unsichtbaren belohnt. „Dieses Buch ist damit also eine Art Urnovelle, die ein Urproblem des Menschen anspricht, sein Ringen mit Mächten, die größer sind als er“, erklärt Frater Gregor. „Auch die Gesänge, die Texte daraus in Klang setzen, sind auf ihre Weise Ur-gesänge.“ Der einstimmige, lateinische Gregorianische Choral, in diesem Projekt durch eindrucksvollen Wechselgesang vertreten, sei die tragende Säule des Abends.
Das Buch Hiob gliedert sich in drei Teile, die als formales Grundgerüst dienen. „In ihnen nun aber werden den Gesängen der Schola Improvisationen des Bandoneons und Texte zugeordnet, die je auf ihre eigene unverwechselbare Art mit ihrer Stimme in das Gefüge eingreifen“, sagt Frater Gregor. Alle drei Bestandteile treten so in einen inneren Dialog miteinander. Die Bandoneonklänge von Klaus Müller aus Ludwigsburg ergänzen die Gesänge und böten „einen Widerhall in zeitgenössischer Tonsprache“, wie Frater Gregor beschreibt. Die von Pfarrer Dietmar Dohrmann vorgetragenen Texte versuchen, einzelne Schritte im Erkenntnisprozess Hiobs erzählend und meditierend mitzugehen.
Aufführungsbeginn ist um 19 Uhr, Karten sind am Aufführungsabend erhältlich. Mehr Infos sind den Schaukästen der Pfarreien des Pfarrverbands Westend zu entnehmen oder beim Pfarrbüro zu erfragen (Tel. 089/ 9699 870).