Dieser „Reisekoffer“ hat es in sich: Statt Badehose, Waschzeug oder Schlafanzug ist er gefüllt mit Fotos, einer Sanduhr, einem bunten Fransenball und Karten, auf denen Werte wie „Gleichberechtigung“, „Geduld“ oder „Ehrlichkeit“ stehen. Es gibt einen „Reisepass“, in dem die Kinder Wertefleißstempel sammeln können und eine Landkarte. Allerdings heißen die „Länder“ darauf „Umweltbewusstsein“ oder „Selbstbestimmung“.
Bei dem Koffer handelt es sich um einen Wertereisekoffer, der von der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit (BLZ), gemeinsam mit der Akademie für Philosophische Bildung und Wertedialog für den Unterricht in Grundschulen entwickelt wurde. Der bayerische Kultusminister Michael Piazolo hatte einen der ersten Koffer in die Aubinger Grundschule an der Limesstraße gebracht und dort mit Drittklässlern und Viertklässlern ausgepackt und ausprobiert. Hin und her warfen die Kinder einen bunten Ball. Wer ihn aufgefangen hatte, durfte über seine persönlichen Werte sprechen. „Für mich ist Umwelt wichtig, man soll sie hüten wie einen Schatz“, erklärte ein Schüler. Ein Mädchen betonte, „Für mich ist Freundschaft wichtig, man soll zusammenhalten, sonst ist man nicht glücklich“.
Grundschullehrerin Sabine Mader findet den Wertereisekoffer sinnvoll. In ihrer 20-jährigen Berufstätigkeit hat sie festgestellt, dass Kinder zunehmend ichbetonter und egoistischer geworden sind. Bei der Wertebildung sei es wichtig, ein „Miteinander“ und ein „sich in andere hineinzuversetzen“ zu schaffen.
Begleitet von einer Schildkröte, einem Eichhörnchen und einem Chamäleon können die Kinder auf eine Wertereise gehen und im Dialog über Sinn und Notwendigkeit Werte nachdenken, Differenzen und Widersprüche aushalten, aber auch Verbindendes entdecken.
Der Koffer ist für Grundschulen konzipiert. Er kann als Baustein in den Unterricht integriert werden, wenn es gerade passt. „Mit den Inhalten des Koffers werden die Lehrkräfte zum Philosophieren mit den Kindern ermutigt“, freute sich Direktorin der Limesschule, Patrizia Stingl. Da es bei den Aussagen, die beim Wertereisekoffer abgefragt werden, kein „falsch“ oder „richtig“ gibt, trage das Philosophieren dazu bei, verschiedene Sichtweisen kennen zu lernen.
Piazolo versicherte, „Schulkindern Halt und Orientierung zu geben, ist in der heutigen Zeit wichtiger denn je“. Dabei könne der Wertereisekoffer helfen.
Auch BLZ-Direktor Rupert Grübl freute sich, dass der Koffer bei den Schulkindern gut ankam. „Gerade im Bereich der Grundschulen gibt es eine große Nachfrage nach Materialien zur politischen Bildung. Der neue Wertereisekoffer ermöglicht einen kindgerechten Zugang zu demokratischen Werten und ethischen Fragen, denn Demokratieförderung kann nicht früh genug beginnen.“