„Wenn eine Klasse sich als Gruppe begreift, ist schon viel gewonnen”, konstatiert Susanne Wiegmann. Gemeinsam mit Sabine Schwiese-Liebl deckt sie den Bereich Schulpsychologie am Adolf-Weber-Gymnasium ab. Bei über 700 Schülern haben die beiden Psychologinnen sieben Stunden dafür zur Verfügung. „Das ist nicht viel”, gibt Susanne Wiegmann zu. „Es fällt viel an.”
Die Schulpsychologin sieht sich vor allem als Verbindungsglied und Anlaufstelle für Schüler, Eltern, Lehrer und Direktorat. Als Lateinlehrerin hat sie zudem den Vorteil, dass sie Teil des Kollegiums und bei den Schülern bekannt ist. „Die Schwelle für die Schüler ist niedriger, und der Kontakt zu den Kollegen intensiver”, äußert sie. Das unterscheide einen Schulpsychologen auch von einem niedergelassenen Therapeuten. „Man kann viele Informationen sammeln.” Die Sichtweisen der verschiedenen Seiten werde deutlich und das Verständnis für den betreffenden Schüler erhöhe sich.
Hilfestellung erhält die Schulpsychologin durch ein neues Konzept „Teambildung in der Unterstufe”, das im Adolf-Weber-Gymnasium derzeit umgesetzt wird und von Verbindungslehrer Franz Wittmann maßgeblich entwickelt wurde. Das Konzept sieht vor, dass möglichst wenige Lehrer möglichst viele Stunden in einer Klasse geben. Dadurch lernen sie die Schüler besser kennen und können reagieren, wenn sich ein Kind aus irgendeinem Grund verändert.
In so einem Fall wende sich der Kollege, wenn nötig, an sie, erklärt Susanne Wiegmann das Procedere. Sie wiederum frage bei den anderen Lehrern nach und wenn diese die Ansicht teilten, so trete einer der Lehrer an den Schüler heran und versuche ihn zu einem Gespräch mit der Schulpsychologin zu bewegen. Gegebenenfalls nimmt Susanne Wiegmann auch Kontakt zu den Eltern auf oder vermittelt an andere Stellen weiter. Der Ansatz sei, eine Hilfe zu geben, etwas zu verändern. Jedem Schüler, der sich bei ihr Unterstützung holt, klärt die Schulpsychologin erst einmal über ihre Schweigepflicht auf. Nur wenn der Betreffende es wirklich will, werden weitere Personen wie Lehrer oder Eltern herangezogen.
Auch weitere Gruppen wie das Streitschlichterprojekt oder die Schülerzeitung unterstützen das Konzept des Miteinanders am Adolf-Weber-Gymnasium. Außerdem gebe es 14-tägig eine „Miteinander-Rede-Stunde”, in der die Klassen wichtige Themen, die auch die Klassenstruktur betreffen, ansprechen können. Wenn Gruppen intakt sind, so werde es ersichtlich, wenn jemand aus dem Raster fällt, betont Susanne Wiegmann. „Es ist wichtig, dass sich dann jemand kümmert.”
Gleichzeitig geht die Schule derzeit offensiv in Lehrerfortbildungen an das Mobbing-Thema heran. Man müsse den Tätern klar machen, dass man hinschaue, ein solches Verhalten nicht akzeptiere und dass im Wiederholungsfall ernsthafte Sanktionen drohten, betont die Schulpsychologin. Und man müsse sich natürlich des Opfers annehmen.
Natürlich führten nicht alle Bemühungen zum Erfolg. „Es gibt Kinder und Jugendliche, an die man nicht ran kommt”, weiß Susanne Wiegmann. Manchmal sei die Lebenssituation zu schwierig, manchmal sei es einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt. Je besser jedoch die Vernetzung innerhalb der Schule funktioniere, desto größer seien die Chancen, etwas tun zu können.