Noch nie in seiner Historie seit Gründung der Bundesliga hat der TSV 1860 München die ersten vier Partien einer Saison in Serie verloren. Trainer Argirios Giannikis und seiner Mannschaft blieb am Wochenende die Blamage erspart, für diesen unschönen Eintrag in die Klubannalen zu sorgen. Im vierten Anlauf gelang den Löwen mit einem 2:1 (1:0)-Sieg zu Gast beim Aufstiegsfavoriten FC Ingolstadt 04 der heiß ersehnte erste Saisonerfolg. An die 6.000 Anhänger der Weiß-Blauen ließen die Auswärtsbegegnung an der Donau zu einem Heimspiel für die Giesinger werden.
Ingolstadts Trainerin Sabrina Wittmann hatte auf der Pressekonferenz vor der Begegnung erklärt, sie sehe „schon richtig gute Ansätze” im Spiel der Löwen, sie würden derzeit „schlechter gemacht, als sie es tatsächlich sind”. Mit ihrem Urteil sollte die erste hauptverantwortliche Profi-Trainerin im deutschen Männerfußball recht behalten. Die Gäste legten in ihren weißen Auswärtstrikots los wie die Feuerwehr, ließen den „Schanzern” in der ersten Viertelstunde kaum Luft zum Atmen. Ingolstadts Schlussmann Marius Funk flogen die Bälle nur so um die Ohren.
In der vierten Minute klärte Innenverteidiger Ryan Malone noch auf der Linie für seinen bereits geschlagenen Torhüter. Kurz darauf war der Einschlag nicht mehr zu verhindern. David Philipp dribbelte sich über die rechte Seite durch die Ingolstädter Defensive – über Umwege landete der Ball bei Maximilian Wolfram, der von der linken Ecke des Strafraums aus Maß nahm und unhaltbar zum 0:1 in die rechte obere Kreuzecke traf (5. Min.). Nach etwa 20 Minuten ließ der offensive Elan der Gäste nach und sie agierten bei hochsommerlichen 30 Grad im Schatten bis zum Halbzeitpfiff aus einer kompakten Defensive heraus. Löwen-Schlussmann Rene Vollath zeigte sich bei den wenigen Chancen der Hausherren aufmerksam.
Mit dem Wiederanpfiff drängten die Ingolstädter auf den Ausgleich und kamen schon nach wenigen Minuten zu einer dicken Gelegenheit. Der Österreicher Benjamin Kanuric zwang Vollath zu einer Parade, der Abpraller fiel David Kopacz am Fünfmeterraum vor die Füße, der den Ball aber aus kurzer Distanz über das Tor jagte (58. Min.). Nach einem Ballgewinn in der eigenen Spielhälfte schalteten die Sechzger plötzlich schnell. Wolfram trug das Leder über die linke Seite nach vorn und bediente den mitgelaufenen Julian Guttau, der mit einem Flachschuss platziert zum 0:2 traf (64. Min.). Nur zwei Minuten später brannte es erneut lichterloh im Ingolstädter Strafraum. Marcel Costly bereinigte die Situation im letzten Moment vor dem einschussbereiten Tunay Deniz.
In der Schlussviertelstunde warfen die „Schanzer” alles nach vorn, scheiterten aber ein ums andere Mal an der vielbeinigen Münchner Abwehr und Vollath. Auf der Gegenseiten hätte der eingewechselte Patrick Hobsch nach einer Flanke von Deniz für die Entscheidung sorgen können, köpfte aber in die Arme von Funk (85. Min.). Das seltsam fahrig wirkende Schiedsrichtergespann um Hauptreferee Felix Bickel aus Niedersachsen kämpfte in dieser Phase mit einigen Fehlentscheidungen auf dem Platz. Eine davon führte zum Anschlusstreffer für den FC Ingolstadt. Zunächst übersah der Linienrichter eine Abseitsstellung von Pascal Testroet, dann wertete Bickel den Einsatz von Schifferl im Sechzehnmeterraum als strafwürdig. Der gefoulte Testroet trat selbst an und verwandelte zum 1:2-Anschluss (86. Min.). Trotz Ingolstädter Dauerdrucks überstanden die Löwen die fünfminütige Nachspielzeit unbeschadet.
Seine Mannschaft habe sich in den ersten Spielen unter Wert geschlagen, aber in Ingolstadt „die richtige Antwort auf dem Platz gegeben”, kommentierte der sichtlich erleichterte Giannikis nach Spielschluss. Während der am kommenden Wochenende anstehenden Länderspielpause ruht der Ball im Ligabetrieb. Stattdessen sind die Löwen am Dienstagabend, 3. September, um 19 Uhr beim Bayernligisten FC Memmingen im Toto-Pokal-Achtelfinale gefordert. (as)