Für Wildkräuter, die in Äckern wachsen, gibt es keinen Schutz, nicht einmal für Rote-Liste-Pflanzen. Mit Förderprogrammen und Aufklärung soll auf die Wichtigkeit dieser Pflanzen hingewiesen werden. Denn der Rückgang von Insekten und Ackerwildkräutern bedingen sich gegenseitig. Mit Hilfe von Experten wie Stefan Meyer, Wissenschaftler an der Universität Göttingen und dem Bund Naturschutz werden in den nächsten zwei Jahren artenreiche Felder kartiert, um einen Überblick zu bekommen, welche Ackerwildkräuter es im Landkreis Starnberg überhaupt gibt.
Die Liste kann bereits erweitert werden. So war bislang nicht bekannt, dass Ackerzahntrost und Sumpfquendel, die bei der Kartierung in Delling und Etterschlag entdeckt wurden, bei uns gedeihen. Insgesamt gibt es 2500 Ackerflächen im Landkreis, so Petra Gansneder von der Unteren Naturschutzbehörde. Doch nur auf Wenigen wachsen Ackerwildkräuter. Der Grund ist der Einsatz von Pestiziden. Wissenschaftler Stefan Meyer bedauerte bei einer Vor-Ort-Besichtigung auf dem naturnah bewirtschafteten Acker von Maximilian Reisinger in Andechs das Verschwinden der Pflanzen. In den 1950-er Jahren wären auf Feldern durchschnittlich 23 Pflanzen auf 100 Quadratmetern gezählt worden, heute seien es nur mehr sieben. Das Feld von Reisinger ist eine Ausnahme. Zwischen der Wintergerste konnten 40 unterschiedliche Wildkräuter, die der Wissenschaftler „Segetalflora“ nennt, gezählt werden. Der Echte Frauenspiegel, der Ackerhahnenfuß und das Wilde Stiefmütterchen stehen sogar auf der „Roten Liste“ und sind vom Aussterben bedroht. Aber auch Rittersporn, Gezähnter Feldsalat, Korn- und Mohnblumen blühen zwischen den Ähren. Bei der Besichtigung war auch der Andechser Bürgermeister und Landwirt Georg Scheitz dabei. Er erinnerte sich noch gut an seine landwirtschaftliche Lehre in den 1980-er Jahren, als „Unkraut“ auf den Feldern gnadenlos bekämpft wurde. Seit 1986 ist er Biobauer und denkt anders. Natürlich stehe der Ertrag bei der Lebensmittelproduktion im Vordergrund, aber ein gewisses Maß an Ackerwildkräutern sei tolerierbar.
Spitzwegerich, Hirtentäschel, Ackerröte und andere würden sogar den Boden vor Austrocknung bewahren und seien ein natürlicher Dünger, stimmte Meyer zu.
Nebenerwerbslandwirt Reisinger war selbst überrascht über die Artenvielfalt auf seinem Acker, der so wie die anderen Biofelder in Andechs längst von der Tierwelt entdeckt wurde. BN-Mitglied Constanze Gentz identifizierte einen Turmfalken am Himmel, man hörte eine Feldlerche und es sollen neben Wachteln auch viele gefährdete Insekten auf den Wildkräutern der Andechser Feldern eine Heimat gefunden haben. „Artenreiche Äcker sind eine wesentliche Grundlage für die Biodiversität“, lobte Helene Falk, Geschäftsführerin der BN-Kreisgruppe Starnberg. Entlang der Felder gibt es zwar mittlerweile häufig Blühstreifen, ein erster Ansatz, aber „die Biodiversitätskrise können wir nicht mit Blühstreifen bewältigen, wir müssen auch etwas im Ackerinneren machen“, forderte Meyer.
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