Senek Rosenblum war bereits über 70 Jahre alt, als er sich zuhause mit einem Stapel Papier und Stift in seinen bequemen Ledersessel setzte und schrieb. Entstanden ist damals sein beeindruckendes Buch „Der Junge im Schrank”, ein Zeitzeugnis aus der Sicht eines Kindes. Nun ist Senek Rosenblum tot. Er starb am 4. Dezember. Am 23. Dezember wäre er 87 Jahre alt geworden.
„Ich schreibe alles mit der Hand. Meine Phantasie kriegt einen Knick, wenn ich ein Gerät vor mir habe”, sagte Senek Rosenblum im Interview auf die Frage, warum er nicht am PC schreibe. Vier Jahre lang war er zurückgekehrt in seine Kindheit, um zu berichten, wie er, Sohn polnischer Juden, mit Hilfe seines Vaters dem Warschauer Ghetto entkommen war und den Holocaust überlebt hatte. Die schwerkranke Mutter und die Großmutter hatten sie bereits zuvor in einer Scheune zurücklassen müssen. „Dieses Buch beanspruchte mich total. Ich habe hier gesessen, geschrieben und geweint”, blickte er damals zurück. Im Rahmen einer Lesung wurde Senek Rosenblum mit dem „Haderner Kultur-Stern 2014” ausgezeichnet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ging Rosenblum mit seinem Vater zunächst nach München, 1955 wanderte er in die USA aus. Zwei Jahre später kam er als amerikanischer Besatzungssoldat nach Deutschland. 1960 kehrte er endgültig nach München zurück, wo er seine Frau Marta kennenlernte. Das Paar bekam eine Tochter und einen Sohn sowie drei Enkelkinder.
Über den Tod sagte Senek Rosenblum vor sechs Jahren: „Ich habe den ersten Toten mit vier Jahren gesehen und ihm selbst schon so oft ins Auge geschaut, vor allem in meiner Kindheit. Ich gehe erstaunlich gelassen damit um. Jetzt bin ich fast 81 Jahre. Das Ende naht. Ich spüre es nicht unmittelbar, aber in einem längeren Spektrum ist es unwiderruflich. Manchmal komme ich mir vor wie der letzte Waggon eines Zuges, der während der Fahrt abgekoppelt wird. Ich bin nicht mehr so lebensbejahend in dem Sinne, dass ich alles mitmachen muss.”
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