Die laufende Sommer-Wechselperiode für Profispieler ist sicher die außergewöhnlichste, die bislang im deutschen Fußball stattgefunden hat. Nach Jahrzehnten immer neuer Transferrekorde stehen vielen Klubs massive finanzielle Einschnitte bevor. Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie sind am Markt sichtbar. Prominentester Fall aus der Bundesliga ist der FC Schalke 04. Die Gelsenkirchener sind gezwungen, einen radikalen Sparkurs zu fahren und führen künftig klubintern eine Gehaltsobergrenze für Spieler ein.
Ein anderes Beispiel aus der Dritten Liga: Beim MSV Duisburg kann Medienberichten zufolge Co-Trainer Darius Scholtysik – ein enger Vertrauter von Cheftrainer Torsten Lieberknecht – aus finanziellen Gründen nicht mehr weiter beschäftigt werden. Das Gehalt des scheidenden Assistenten soll stattdessen in den Spielerkader fließen. Der Vorgang dürfte symptomatisch für die Situation bei vielen Drittligisten sein.
Der viermalige Deutsche Meister 1. FC Kaiserslautern befindet sich bereits in einem Insolvenzverfahren. Zu Beginn der Corona-Krise haben die DFL Deutsche Fußball Liga und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hoch verschuldeten Klubs mit der Aussetzung der sonst üblichen Punktabzüge eine Brücke dafür gebaut. Branchenkenner erwarten mit etwas zeitlicher Verzögerung eine nie dagewesene Flut an Insolvenzanträgen zahlungsunfähiger Teilnehmer aus allen drei Profiligen. Die Verbände verzichteten für die kommende Saison im Lizenzierungsverfahren ausnahmsweise auf eine Prüfung der Liquiditätssituation in den Klubs. Dieser Umstand dürfte für einen zeitlichen Aufschub sorgen.
Aktuell ist allein in der Zweiten und Dritten Liga eine dreistellige Zahl an Spielern vertragslos. Nicht für alle werden sich neue Engagements ergeben. Das Wechselkarussell dreht sich derzeit nur langsam. Die Manager und Sportdirektoren der Klubs treiben ihre Kaderplanungen voran. Verhandeln, abwarten und den Markt beobachten scheint dabei für viele die Devise. Wenn in zwei bis drei Wochen die Trainingsvorbereitung auf den Saisonstart Mitte September beginnt, dürfte kaum ein Kader vollzählig auf dem Feld stehen. Etliche dürften auf Last-Minute-Schnäppchen hoffen.
Der europäische Fußballverband UEFA hat auf die zeitlichen Verzögerungen durch die Corona-Pandemie reagiert und ihren Mitgliedern eine verlängerte Transferperiode bis zum 5. Oktober ermöglicht. In den nationalen Ligen rollt dann längst wieder der Ball. (as)