Die Kommission Leistungszentren von DFL und DFB hat die Ausbildungsstätten im Deutschen Fußball unter die Lupe genommen und bewertet. Zwölf Jahre lang wurden die Kaderschmieden im Profifußball mit bis zu drei Sternen ausgezeichnet. Heute werden die Leistungszentren dagegen in drei Kategorien unterteilt. Der TSV 1860 München erfüllt die Anforderungen an ein Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) eines Bundesligisten.
In den Richtlinien zum Unterhalt entsprechender Ausbildungseinrichtungen sind zahlreiche Parameter beschrieben. Geregelt werden beispielsweise neben allgemeinen infrastrukturellen Voraussetzungen auch Bedingungen zum Aufbau des Trainingsgeländes, zum Umfang des erforderlichen Personals, zur fachlichen Qualifikation der Übungsleiter und zur Betreuung der Kinder und Jugendlichen. Klubs aus der Bundesliga müssen mindestens die Voraussetzungen eines Leistungszentrums der Kategorie II, Zweitligisten mindestens die Voraussetzungen der Kategorie III erfüllen. Für Drittligisten ist der Betrieb eines Nachwuchsleistungszentrums freiwillig.
Aufgabe der Kommission Leistungszentren ist nach Verbandsangaben die "Vorbereitung und Durchführung von Maßnahmen zur Förderung der sportlichen, wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklung der Leistungszentren sowie die Evaluierung der Talentförderung". Die Junglöwen des TSV 1860 München wurden von der Kommission als ein Leistungszentrum der Kategorie II bewertet. Der Klub erfüllt damit die Voraussetzungen für Vereine der Bundesliga. "Gepaart mit der seit Jahren enormen Durchlässigkeit in die erste Mannschaft ist dies eine perfekte Kombination für junge Talente, um beim TSV 1860 ihren Traum vom Profifußball verwirklichen zu können", wird der Leiter der Einrichtung, Manfred Paula, in einer Mitteilung des Vereins zitiert.
Für eine noch höhere Bewertung durch die Kommission fehlen den Giesingern einige infrastrukturelle Voraussetzungen wie etwa ein zweiter Kunstrasenplatz und die Möglichkeit einer Hallennutzung. In den Richtlinien heißt es wörtlich: "Hallennutzung – Möglichkeit der Hallennutzung im Winter muss vorhanden sein; die Halle sollte in der Nähe des Leistungszentrums liegen."
1860-Fußball-Abteilungsleiter Roman Beer erklärt, das neue System der Kategorisierung weiche deutlich von der bisherigen Zertifizierung ab und stelle seiner Ansicht nach "keinen adäquaten Ersatz im Hinblick auf eine umfassende Qualitätsbewertung dar". Früher seien externe Auditoren persönlich im Nachwuchsleistungszentrum vorbeigekommen, um sich über mehrere Tage hinweg vor Ort ein "eigenes, tiefgreifendes Bild vom Ausbildungskonzept des Vereins und dessen Qualität" zu machen. Dagegen würden heute nur noch Checklisten zur Bewertung herangezogen.
"Die personelle und infrastrukturelle Ausstattung noch weiter auszubauen, ist (…) für einen Drittligisten schlichtweg nicht machbar. Wenn DFL und DFB ihre neu eingeführten Kategorien als Bewertungskriterium ernst nehmen, müssen sie bei der Verteilung der Fernsehgelder umdenken und Drittligisten wie uns, die nachweislich eine hervorragende Jugendarbeit leisten (…) finanziell deutlich besser fördern", fordert Löwen-Präsident Robert Reisinger. (as)