Der Stadtrat hat in seiner Ausschusssitzung den 2. Realisierungsabschnitt für Freiham beschlossen. Hier sollen 6.200 Wohnungen für etwa 16.000 Menschen entstehen. Das Baugebiet soll in drei Quartiere, zu denen jeweils ein zentraler Platz gehört, aufgeteilt werden. Vor der Abstimmung war eine Stellungnahme des Bezirksausschusses 22 eingeholt worden. Doch die Bedenken wurden nicht aufgegriffen, kritisiert Bezirksausschussvorsitzender Sebastian Kriesel. „Wir brauchen Wohnungsbau, aber nicht um jeden Preis. Und der Preis, der hier nun zu zahlen ist, ist hoch und bitter“.
Die Planungen für den 2. Realisierungsabschnitt „werden nicht nur dichter und enger für die künftigen Bewohner, sondern stellen auch im Bereich der Mobilität und Infrastruktur deutliche Verschlechterungen dar“, kritisiert der Bezirksausschuss. Er geht davon aus, dass statt der prognostizierten 16.000 Menschen etwa 24.000 einziehen werden. Die Berechnungen der Stadt, dass 2,6 Einwohner eine etwa 93 Quadratmeter große Wohnung belegen, „passen nicht zu den im sozialen Wohnungsbau üblichen Maßstäben“. Demzufolge würden vier Personen solche Wohnungen belegen. Wegen der zu gering prognostizierten Zahl würden auch alle Infrastruktureinrichtungen zu klein ausgelegt sein. „Da gehen wir nicht mit“, betont Kriesel.
Es fehle ein leistungsfähiger ÖPNV, die U-Bahn liegt wegen fehlender Finanzierung in weiter Ferne, trotzdem sollen tausende Menschen in einem Viertel wohnen, das nicht auf Autos ausgelegt ist, denn der Stellplatzschlüssel wurde drastisch reduziert. „Das geht weit an der Lebensrealität vorbei“, so der BA. Statt Tiefgaragen sollen die Autos in zentralen „Quartiers-Garagen und nicht auf Stellplätzen an den Wohnhäusern untergebracht werden.
Auch bei den Erholungsangeboten beispielsweise durch ein Schwimmbad „gehen wir leider leer aus“. Ein solches „ist derzeit nicht vorgesehen“, heißt es in den Planungen.
Die Stadt möchte Wohnraum für alle Einkommensstufen auf dem 55 Hektar großen Areal realisieren. Dicht und hoch, die Architekten nennen es „geschlossene Blockrandbebauung“, soll die westliche Grenze der Stadt München zum Landschaftspark werden. Das soll genauso wie die Bebauungen zur Aubinger Allee und zum Autobahnzubringer vor Lärm schützen. Es wird Infrastruktur wie Schulen, Kitas, einen Nahversorger und kleinere soziale, kulturelle und gewerbliche Einrichtungen geben. Der BA befürchtet allerdings eine Verödung der geplanten Straßenzüge. Schließlich sei für Wohnungsbauunternehmen die Errichtung von Geschäften „nur sehr schwer oder gar nicht realisierbar“, heißt es in der Stellungnahme. So werden im ersten Realisierungsabschnitt „bisher nur sehr wenige dafür vorgesehenen Flächen von Ladenschäften tatsächlich genutzt, hat der BA festgestellt. Ein Problem könnten die über mehrere Kilometer reichenden Lärmschutzwälle entlang der erweiterten Autobahn darstellen. Hier fordert der BA ein Klimagutachten, damit eine Durchlüftung des Viertels mit kühler Luft gewährleistet wird. Jetzt sind die Planer gefordert einen Bebauungsplan aufzustellen.